Datum: 17. Mai 2024
Alarmzeit: 6:45 Uhr
Art: Wasserschaden groß
Einsatzort: Gemeinde Überherrn
Alarmierte Einheiten: LBZ Altforweiler, LBZ Berus, LBZ Felsberg, LBZ Süd, Wehrführung
Einsatzbericht:
Als am frühen Morgen des 17.05.2024 um 06:45 Uhr der erste Einsatz für die Feuerwehr Überherrn übermittelt wurde, wusste noch niemand was an diesem und den folgenden Tagen auf alle Hilfsorganisationen im Land zukommen würde.
Der Dauerregen war gemeldet – das war bereits bekannt. Die Intensität und die Verweildauer der Regenzellen über dem Saarland konnte man so allerdings nicht erahnen. Die Wetterstation in Berus ermittelte einen Wert von rund 100L/qm innerhalb weniger Stunden, obwohl man am Vortag ungefähr mit 60-70 L/qm rechnete.
Das Ausmaß der Intensität spiegelte sich in der Gemeinde Überherrn erst gegen Mittag wider. Am frühen Morgen gingen bereits einige Notrufe zu überfluteten Kellern, Erdrutschen und überfluteten Straßen ein, die sich über den kompletten Tag hinweg vermehrten. Zeitgleich stiegen auch die Anzahl der Notrufe im gesamten Land drastisch an. Zeitnah wurden überall im Saarland sogenannte TEL’s (technischen Einsatzleitungen) errichtet. So gehen die Notrufe zwar über die integrierte Leitstelle des Saarlandes telefonisch ein, werden aber per Fax an die örtliche Einsatzleitung in der jeweiligen Kommune weitergeleitet. Dort sitzt dann eine Führungsstelle, welche die Lage in der Kommune koordiniert und die Einsatzkräfte entsprechend verteilt und mit diesen kommuniziert. Für die Koordination im Landkreis Saarlouis wurde ebenfalls ein Krisenstab des Katastrophenschutzes im Landratsamt in Saarlouis eingerichtet. So war auch sichergestellt, dass man sich unter den jeweiligen Kommunen gegenseitig bei freien Kapazitäten aushelfen konnte und weitere Hilfsdienste (THW, DLRG, DRK, Fachberater des THW, etc.) angefordert werden konnten.
Innerhalb kürzester Zeit wurde nach Feststellung der außerordentlichen Lage Kontakt zu den Kommunalen Diensten Überherrn, dem Ordnungsamt, dem Bauhof sowie der Bürgermeisterin aufgenommen.
Einsätze, die gemeldet wurden, wurden erst einmal nach ihrer Priorität kategorisiert. Menschenleben und Tierleben im Vordergrund, Sachschäden nachrangig. So ergab sich zum Beispiel durch die Überflutung eines Hofes die Rettung von Pferden & Personen gemeinsam mit der DLRG, die mit einem Motorboot vor Ort war.
Besonders betroffen waren die Neubaugebiete in Altforweiler und Felsberg sowie die Etzelstraße und die Manderscheidtstraße nahe der Bist in Überherrn. Während in Felsberg die Wassermassen trotz intensiven Pumpeneinsatzes von Feuerwehr und THW nicht aufzuhalten waren (es entstanden Schäden innerhalb der Gebäude), konnte in Altforweiler durch den Einsatz von Baggern und Pumpen das Wasser so abgeleitet werden, dass die Anwohner größtenteils mit dem Schrecken davon kamen. Im Gebiet Müllerwies zwischen Altforweiler und Bisten kam es zu überfluteten Kellern (ca. 1,40m). Auch dort waren THW und Feuerwehr zwei Tage lang im Einsatz, um die Wassermengen aus den Kellern zu befördern.
Zeitweise musste auch die Hauptverbindung nach Überherrn zwischen dem Rathaus und der Aral – Tankstelle voll gesperrt werden. Die Bist hatte einen so hohen Pegel erreicht, dass das gesamte Einkaufsgebiet Langwies inklusive des neuen Feuerwehrgerätehauses in Überherrn fast vollständig überflutet war. Mit Glück lässt sich sagen, dass die Neubauten der Einkaufsmärkte sowie das Feuerwehrgerätehaus einem Wassereintritt um nur wenige Zentimeter entgingen.
Parallel zu den Einsätzen arbeiteten alle Einsatzkräfte auf Hochtouren. Sandsackfüllanlagen im Kreis wurden aktiviert. Unternehmen, wie z.B. die Dillinger Hütte, unterstützen ebenfalls mit Sandsäcken. Da zeitweise die Gefahr bestand, dass das Feuerwehrgerätehaus in Überherrn überflutet wird, erhielten wir weitere Hilfe von einem Logistikfahrzeug der Feuerwehr Ensdorf, welches beim Transport der Sandsäcke unterstützte. Gerätewarte standen an den Standorten bereit, um defekte Gerätschaften, wie Stromaggregate und Pumpen sofort wieder zu reparieren und einsatzfähig zu machen.
Es waren aber nicht nur die Einsatzkräfte, die auf Hochtouren arbeiteten. Anwohner packten in den betroffenen Gebieten uneingeschränkt mit an. Unternehmer stellten Maschinen und Fahrzeuge zur Verfügung. Der Bauhof war uneingeschränkt im Dienst. Familie & Freunde der Feuerwehrangehörigen kochten in Überherrn für die Einsatzkräfte, um die gesamte Wehr zu verpflegen. Ortsbewohner versorgten die Kräfte mit heißen Getränken, boten Unterstände an und brachten Verpflegung an die Einsatzstellen und in die Gerätehäuser. Auch für uns Einsatzkräfte, die in diesen Momenten einfach nur funktionieren müssen, war dies ein sehr bewegender Moment. Diese Wertschätzung uns gegenüber war unglaublich. Am Folgetag sponserte das Überherrner Kebap & Pizza Haus für alle Einsatzkräfte Pizzen, um die Verpflegung weiteraufrecht zu erhalten. Für die gesamte Mithilfe und die unentgeltliche Bereitstellung aller Dinge möchten wir uns bei jedem Einzelnen ganz besonders bedanken! Bei solchen Ereignissen steht auch die Feuerwehr vor teilweise unüberwindbaren Grenzen, da Mensch und Maschine ab einem gewissen Zeitpunkt auch an ihre Grenzen stoßen.
Es muss aber auch ein Dank an unsere eigenen Kräfte gehen. Die Kameradinnen und Kameraden waren unermüdlich im Einsatz. Teilweise ohne Schlaf. Da eine Zufahrt zum Gerätehaus in Überherrn teilweise nicht möglich war und Einsatzkräften die Zufahrt mit privaten Fahrzeugen nicht möglich war, wurde dort über Nacht eine Notbesetzung vorgehalten. Zum einen die Mannschaft, welche jederzeit ausrückbereit war und zum Anderen die Wehrführung, die während der nächtlichen Ruhephase jederzeit in der Lage gewesen wäre, die technische Einsatzleitung wieder zu besetzen.
Nach einer nächtlichen Ruhe von ca. 5 Stunden wurden am frühen Morgen des 18.05.2024 die Löschbezirke wieder zu den Gerätehäusern alarmiert. Es standen noch etliche Einsätze an, die abzuarbeiten waren. Darunter immer wieder überflutete Keller, Erdrutsche, usw. Gegen 17:00 Uhr konnte für die Gemeinde Überherrn dann allmählich Entwarnung gegegeben werden. Der Regen hatte nachgelassen, die Sonne schien und die Pegel der Flüsse und Bäche gingen nach und nach zurück. Das Einkaufen im Bereich der Langwies war bereits am frühen Samstagmorgen wieder problemlos möglich. Die Arbeiten der Löschbezirke zogen sich dennoch bis in den Abend hin. Die Fahrzeuge mussten gesäubert, kontrolliert und aufgerüstet werden. Die Gerätschaften ebenfalls. Besonderheit an diesem Tag war die Entsendung eines Fahrzeuges nach Mettlach zur Evakuierung des Ortes, da dort eine Überflutung erwartet wurde.
Besonders wichtig ist, dass durch die Unwetter in unserer Kommune niemand verletzt wurde. Die Sachschäden in den Kellern und an den Häusern können behoben werden. Menschen- und Tierleben stehen bei unseren Einsätzen immer im Vordergrund. Daher bitten wir auch um Verständnis, dass bei solchen Ereignissen die Priorisierung von Einsätzen von höchster Bedeutung ist. Natürlich ist es schmerzhaft anzusehen, wenn in ihrem Eigentum das Wasser im Keller steht und die Hilfsorganisationen Pumpen abbauen müssen, um an anderen Stellen zu helfen. Aber genau in diesem Moment hat es auch einen Grund. Wir versuchen immer und zu jederzeit überall zu helfen, aber bei einem Hochwasser in diesem Ausmaß sind auch unzählige Pumpen und Menschen zu wenig.
Abschließend lässt sich ermitteln, dass die Feuerwehr Überherrn weit über 80 Einsätze innerhalb von 24 Stunden abgearbeitet hat. Aus den betroffenen Wohngebieten kamen unzählige Anrufe aller Bewohner, die zu einem Einsatz zusammengefasst worden sind.
Weiterhin lässt sich beurteilen, dass die Gemeinde Überherrn trotz der vermeintlich vielen Schäden gegenüber anderen Gemeinden und Ortschaften (z.B. Mettlach, Blieskastel, Kleinblittersdorf, Differten) relativ gut durch das Unwetter kam.